- Gänse
- Gänse,Anserinae, zahlreiche Arten in mehreren Gattungen umfassende Unterfamilie etwa 0,4-1,7 m langer Gänsevögel.Als Brutvögel sind die Gänse hauptsächlich holarktisch verbreitet, in Südamerika mit zwei und in Australien mit drei Arten vertreten; Afrika und Südasien besuchen sie lediglich als Wintergäste. Im Unterschied zu Enten haben sie einen verhältnismäßig langen Hals; die Randlamellen des kräftigen Schnabels sind grob und mehr zum Abrupfen von Pflanzenteilen als zum Seihen geeignet. Die Geschlechter sind nur wenig verschieden, Monogamie ist die Regel, die Paare bleiben lebenslang zusammen. Das Nest wird im flachen Wasser oder auf dem Land, bisweilen in größerer Entfernung von Gewässern, gebaut. Die Jungen werden von beiden Eltern geführt. Manche Arten brüten in Kolonien. Die fast ausschließlich vegetarische Nahrung wird von den Schwänen überwiegend im Wasser, von den Echten Gänsen, die gut gehen können, häufig an Land aufgenommen. Alle Arten fliegen gut, oft in Keilformation, die meisten sind Zugvögel.Zu den Echten Gänsen (Feldgänse, Anser) gehören: die in Deutschland noch östlich der Elbe brütende Graugans (Anser anser), die Stammform der Hausgans; bis fast 90 cm lang, mit dunkelgrauer, meist weißlich quer gebänderter Ober- und hellgrauer Unterseite sowie hellgrauem Kopf; Beine fleischfarben, Schnabel bei der westlichen Unterart gelb, bei der östlichen fleischfarben. Die Verhaltensweisen der Graugans wurden besonders von K. Lorenz erforscht. Auf dem Zug oder als Wintergäste erscheinen in Deutschland folgende Arten: Saatgans (Anser fabalis) aus Nordeurasien und Grönland, 71-90 cm lang, überwiegend mittelbraun gefärbt, Schwanzunterseite weiß, orangegelber Schnabel mit mehr oder minder ausgedehnter Schwarzzeichnung, Beine orangefarben. Kurzschnabelgans (Anser brachyrhynchus) aus Island, Grönland und Spitzbergen, 61-76 cm lang, ähnlich der Saatgans, aber mit helleren Flügeln, auffallend kurzem, rosa-schwarzem Schnabel und rosa Füßen. Blässgans (Blessgans, Anser albifrons), brütet im Norden der Holarktis, 68-76 cm lang, graubräunlich mit unregelmäßigen schwarzen Querflecken am Bauch, auf der Stirn und um die Schnabelwurzel weiß, Schnabel hell rötlich bis orangegelb, Beine orangegelb. Zwerggans (Anser erythropus), brütet in subarktischen Gebieten Europas und Sibiriens, 53-68 cm lang, wie eine Blässgans gefärbt, aber Stirn ausgedehnter weiß, der fleischfarbene Schnabel viel kürzer, um das Auge ein gelber Ring. Arten, die in Deutschland auch nicht als Zugvögel erscheinen: Streifengans (Anser indicus), bis etwa 70 cm lang, brütet an hoch gelegenen Seen Zentralasiens; mit Ausnahme des weißlichen Kopfes und Oberhalses bräunlich grau gefärbt; überwintert in Indien. Große Schneegans (Anser caerulescens), bis 75 cm lang, mit Ausnahme der schwarzen Handschwingen weiß gefärbt; lebt in den Tundren und an Seen Nordostsibiriens, des nördlichen Nordamerikas und Grönlands. Zwergschneegans (Anser rossii), etwa 50 cm lang, ähnlich gefärbt wie die Große Schneegans; lebt v. a. in den Tundren Nordkanadas. Kaisergans (Anser canagicus), etwa 90 cm lang, Körper schwärzlich grau, mit weißem Kopf, weißer Halshinterseite und schwarzer Halsvorderseite; lebt in Nordwestalaska und Ostsibirien. Die domestizierte Form der etwa 90 cm langen asiatischen Schwanengans (Anser cygnoides) ist als Höckergans bekannt. - Bei zwei australischen Arten, der Hühnergans (Cereopsis novaehollandiae) und der Affen- oder Pünktchengans (Stictonetta naevosa), ist die systematische Stellung nicht sicher.Zu den Gänsen gehören auch die Gattungen Meergänse und Schwäne.Mit großer Wahrscheinlichkeit ist die Graugans seit der Jungsteinzeit als Haustier gehalten worden. In Ägypten war sie zur Zeit des Neuen Reiches bereits völlig domestiziert; daneben wurde auch die Blässgans als Haustier gehalten. In Kleinasien und in Griechenland waren die Gänse der Aphrodite heilig. Die der Juno geweihten Gänse auf dem Kapitol in Rom, die (nach der Sage) bei der Zerstörung Roms durch die Gallier (387 v. Chr.) das Kapitol durch ihre Wachsamkeit gerettet haben sollen, waren Symbol der Fruchtbarkeit und der ehelichen Treue. Gegen Ende des 15. Jahrhunderts wurden Gänse Attribut des heiligen Martin, den man als Schutzpatron der Gänse anrief. - In der Volksmedizin wurde Gänsefett gegen Hautjucken, Spinnenbiss, Koliken und Blasenleiden verordnet; noch im 19. Jahrhundert diente es als Salbengrundlage.
Universal-Lexikon. 2012.